Durch Resilienz gestärkt aus Krisen hervorgehen

Wie kannst du deine Resilienz trainieren und nutzen, um gestärkt aus einer Krise hervorzugehen? Tagtäglich bekommen wir eine übermächtige Anzahl von Informationen über Krankheiten und deren Symptomen, aktualisierten Zahlen und neuen Richtlinien präsentiert. Ob wir dies aktiv verfolgen oder nicht: Es lässt sich nicht vollständig aus unserem Alltag verbannen. Wie verbreitet sich bspw. eine Infektion und wie können wir den Gefahren des täglichen Lebens entfliehen, damit wir nicht in Kontakt kommen? Hinzu kommt die Situation, dass unsere Welt immer schnelllebiger, unberechenbarer und komplexer wird. Unser Alltag ist oft geprägt von Krisen, latenter Angst, emotionaler Erschöpfung, Sorge um unsere (soziale) Umwelt und einen permanenten Veränderungsprozess.

Dabei ist es vollkommen normal, dass viele Menschen aktuell an ihre mentalen und körperlichen Grenzen stoßen. Stressbedingt wird die Zahl der Menschen, die nicht mehr in ihrem gesundheitlichen Gleichgewicht sind, rapide ansteigen. Die Folge eines solchen Ungleichgewichts kann bspw. die Überforderung des Immunsystems sein. Dies begünstigt eine höhere Infektanfälligkeit und wäre in der aktuellen Situation mehr als ungünstig. Eine andere Folge könnte die stressbedingte depressive Verstimmung oder eine Depression sein. Daraus resultiert eine totale Überforderung: Wir sind dann nicht mehr handlungs- bzw. entscheidungsfähig. Beides sollte perspektivisch keine Option darstellen! Es lohnt sich, den Fokus neu einzustellen.

Die alte Komfortzone verlassen

Speziell in unserer aktuellen Zeit wird es immer wichtiger, den Fokus auf deine Gesundheit und somit auf deine Widerstandfähigkeit zu richten. Wir alle müssen unsere alte Komfortzone verlassen und uns in der „neuen“ Welt einrichten. Das Leben kommt uns immer wieder dazwischen! Dies sollte dich allerdings nicht jedes Mal aus dem Leben reißen. Damit du perspektivisch mit solchen herausfordernden Situationen, wie wir sie aktuell haben, eleganter oder gar leichter umgehen kannst, würde ich dir gern den Ansatz der Resilienz vorstellen. Mit Resilienz wird sehr oft die psychischen Widerstandsfähigkeit beschrieben. Aus meiner Perspektive ist die Resilienz aber viel mehr als nur ein psychisches Bollwerk das uns hilft Krisen zu überwinden.

Mit Sicherheit bist du schon Menschen in deinem Umfeld begegnet, die mit Krisen oder Schicksalsschlägen viel leichter umgehen können. Speziell in der aktuellen Zeit hat man das Gefühl, dass ihnen die Nachrichten über die Verlängerung des Lockdowns oder weiteren Einschränkungen fast nichts ausmacht bzw. ihnen zumindest nicht viel Energie raubt. Zudem könnte man annehmen, dass sie über einen besseren inneren Schutzschild verfügen oder es ihnen schlichtweg egal ist, was geschieht. Selbst eine Kombination von Homeoffice und Homeschooling scheint ein paar Wenigen nichts auszumachen. Sie wirken viel resistenter gegenüber solchen stressigen und einschneidenden Maßnahmen.

Fels in der Brandung

Gibt es einen Unterschied zwischen der klassischen Stressresistenz und genereller Resilienz? Ja, den gibt es. Mit Sicherheit hast du den Ausdruck „Fels in der Brandung“ als Metapher schon gehört. Dies ist wirklich ein wunderbares Bild für eine gelungene Stressresistenz. Der Fels trotzt Wind und Wetter und er wirkt zu jeder Zeit stabil, egal, was um ihn herum passiert. Genau dies ist der Fall, wenn du sehr resistent gegenüber Stress oder anbahnenden Schwierigkeiten bist. Der Fokus liegt hier eindeutig auf deiner Stabilität und deiner Festigkeit! Vielleicht steht auf deinem Fels sogar noch ein Leuchtturm, der anderen in schwierigen Phasen Orientierung geben kann.

 

Die Krone richten

Betrachten wir es nun aus der Perspektive der Resilienz. Dabei geht es primär nicht um einen besseren Schutz oder mehr Stabilität, sondern um die Fähigkeit der „Wiederherstellung“ nach einem richtigen Sturm. Du kennst bestimmt die Karten, auf denen steht: „Hinfallen. Aufstehen. Krone richten. Weitermachen.“ Dies ist für mich ein wunderbares Bild von Resilienz. Mit einer guten Resilienz wirst du zum Stehauf-Männchen. Dabei gibt es mit Sicherheit Menschen in deinem Umfeld, denen ein resilientes Verhalten in die Wiege gelegt worden ist. Die denken nicht groß über die Krise nach, sondern stehen direkt wieder auf. Beneidenswert. Oder?

Darauf musst du nicht neidisch sein, denn Resilienz ist keine angeborene Superheldenkraft. Aus meiner Erfahrung heraus hat jeder von uns bereits eine breite Palette an Fähigkeiten und Eigenschaften die es in einem solchen Kontext braucht. Sie schlummern nur oder sind mit anderen Dingen (Mustern) bereits voll ausgelastet. Allerdings habe ich auch immer wieder die Erfahrung gemacht, dass es kein Patentrezept für eine bessere Resilienz gibt. Hier liegt der Schlüssel in deinem eigenen Weg, der sich nach deinen ganz persönlichen Fähigkeiten richtet.

Was hast du davon?

Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema Resilienz wird immer umfangreicher. Dabei sind die Ergebnisse über die positiven Auswirkungen von Menschen mit einer gut ausgeprägten psychischen Widerstandsfähigkeit sehr motivierend:

  • Weniger körperliche Beschwerden
  • Schnellere Erholung
  • Weniger Ängste
  • Weniger Depressionen
  • Höhere Lebenszufriedenheit

(aus: Scharnhorst, Julia, Psych. Belastungen am Arbeitsplatz vermeiden, 2019, S. 206)

Was ist dein erster Schritt?

Wir befinden uns mittlerweile alle in einem Krisenmodus. Und ich könnte mir durchaus vorstellen, dass du in Anbetracht der täglichen Herausforderungen bereits vollkommen neue Kompetenzen genutzt hast. Vielleicht ist es dir schon aufgefallen, wie du neuerdings deinen Tag diszipliniert strukturierst und mit Homeschooling, Homeoffice und Haushalt zum Organisationstalent geworden bist. Ich könnte mir auch vorstellen, dass du in bestimmten Bereichen deines Alltags Aufgaben nun anders machst, da es für den Moment so besser in deinen Tag integrierbar ist. Super – du handelst bereits resilient. Daher mein Tipp als erster Schritt: Mach dir bewusst, wie du bereits mit den Herausforderungen NEU umgehst. Denn das ist Flexibilität!

Transfer in den Alltag

In der aktuellen Zeit ist es mir wichtig, dass wir uns nicht nur stabiler gegenüber externen Belastungen machen, sondern gleichzeitig auch flexibler aufstellen, um mit den Dingen, die nicht in unserem Einflussbereich liegen, eleganter umgehen zu können. Sowohl die Flexibilität, als auch die Stabilität begünstigen (d)eine bessere Resilienz. Um diese Kompetenzen, die du mit Sicherheit schon hast, dir aber noch nicht ganz bewusst sind – möchte ich dir eine wunderbare Übung vorstellen:

Kannst du dich noch an meine Metaphern zur Stressresistenz und Resilienz erinnern? Der Fels in der Brandung und das Stehauf-Männchen.

Fokus „Stabilität“: Wann bist du aktuell STARK wie der Fels in der Brandung? Wie fühlt sich diese Spannung an? Bist du noch flexibel genug oder eher steif?

Fokus „Flexibilität“: Wann bist du das Stehauf-Männchen? Wie fühlt sich das Schaukeln ohne festen Stand an? Kannst du in diesen Situationen deine Position behaupten?

Fokus „Perspektivwechsel“: Nutze die Erfahrungen, die du im Zusammenhang mit der Betrachtung von Stabilität und Flexibilität gemacht hast: Wenn du in einer Situation steif wirst, dann versuche doch ganz bewusst, flexibel zu agieren. Und wenn du zu sehr wackelst, dann kann dir Stabilität mehr Bodenhaftung verschaffen.