Entscheidungen treffen und leichter Lösungen finden

Jeden Tag entscheidest du dich. Jede Entscheidung, die du nicht fällst, ist auch eine Entscheidung. Du musst jeden Tag Entscheidungen treffen. Dabei ist die Tragweite der jeweiligen Entscheidungen sehr unterschiedlich. Wie du für dich klare und stimmige Entscheidungen fällen kannst, erfährst du hier.

Entscheidungen und deren Auswirkungen sind zwar sehr komplex, aber nicht kompliziert. Doch genau diese Komplexität überfordert und stresst viele Menschen. Jeder Tag bietet eine Vielzahl von Alternativen, die uns zum Entscheiden auffordern. Viele unserer kleinen tagtäglichen Entscheidungen können wir (noch) gut lösen oder haben diese mittlerweile automatisiert. Doch was passiert, wenn die kleinen Entscheidungen im Alltag schon viel Energie kosten und dann größere Entscheidungen anstehen? Wie kannst du in solchen Situationen gute Lösungen finden?

Die Fülle an Möglichkeiten und Informationen stellt uns oft schon bei alltäglichen Situationen vor spannende Herausforderungen. Was soll ich heute anziehen? Welche Sorte Äpfel soll ich kaufen oder was koche ich heute Abend? Diese Entscheidungen laufen zumeist recht automatisch ab und erfordern in einem normalen Zustand wenig Energie. Oft greifen wir kurzfristig zu unserem Lieblings-Shirt, kaufen den Apfel, den schon die Oma immer für uns aufgeschnitten hat und am Abend gibt’s es ein schnelles Nudelgericht. Das sind alles Entscheidungen, die aus einer energetischen Perspektive sparsame Entscheidungen sind. Es soll uns davor bewahren, unzureichende Aufmerksamkeit und Energie zu verschwenden. Also greifen wir zu Altbewährtem.

In unserem klassisch durchgetakteten Tag bleibt somit wenig Spielraum für Neues oder Unvorhergesehenes. Jetzt rufen bspw. Freunde an und wollen sich heute Abend zu einem spontanen Besuch bei dir einladen und schon ist deine kulinarische Abendgestaltung gefährdet. Dabei kann es passieren, dass du vollkommen in Stress gerätst. Du musst dich entscheiden: deinen ausgetüftelten Plan über den Haufen werfen und einen spontanen Abend mit deinen Freunden verbringen oder du bist aktuell nicht für spontane Veränderungen zu haben. Solche Situationen habe ich auch schon oft erlebt und mich bereits für beide Varianten entschieden.

Für mich ist es allerdings in solchen Situationen ein spannendes Signal, wenn ich mich nicht entscheiden kann (oder will). Ich versuche die Entscheidung für Zu- oder Absagen sehr lange hinauszuzögern bis mir dann jemand die Entscheidung abnimmt. Das erspart mir, mein Gegenüber zu enttäuschen.

Häufen sich im Alltag diese Vermeidungsstrategien um Entscheidungen zu treffen, ist es im ersten Schritt wichtig, den eigenen Zustand und das Energielevel zu überprüfen. Es wird mit Sicherheit auch ein Tag kommen, an dem wir nicht nur eine Entscheidung für den heutigen Abend treffen müssen, sondern für eine neue Couch, einen Urlaub oder einen neuen Job. Dabei kann die Tragweite dieser wichtigen Entscheidungen oft Angst machen. Und aus Angst heraus eine Entscheidung zu fällen, ist aus meiner Perspektive kein guter Ratgeber. Eine Entscheidung nicht zu fällen, ist übrigens auch eine Entscheidung. 😉

Wie kannst du gute Entscheidungen treffen?

Ich bin ein großer Freund von Klarheit. Um eine gute Entscheidung für dich treffen zu können, brauchst du ein gutes und aufmerksames System, das dich bei der Entscheidungsfindung unterstützt. Du wirst mit Sicherheit schon einmal etwas von der Bauchentscheidung gehört haben. Doch wir treffen Entscheidungen nicht aus dem Bauch heraus, die Entscheidung kommt oft von unserem Verstand.

Wenn es dir allerdings gelingt, eine gute Wahrnehmung für deine körperlichen Signale oder Emotionen zu bekommen, dann hast du viel mehr Klarheit und kannst Entscheidungen viel leichter treffen. Somit bekommst du mehr Transparenz für deine künftige Entscheidungsfähigkeit. Bei unserem Beispiel des spontanes Besuchs deiner Freunde spürst du vielleicht große Freude und Verbundenheit. Du hast sofort ein Lächeln im Gesicht, bevor dein Verstand dir dazwischen grätscht und sagt: „Umplanen? Was, noch ein Termin? Aber ich wollte doch heute lieber den Tatort in Ruhe anschauen.“  Welchen Signalen möchtest du folgen, um eine Entscheidung zu kommunizieren?

Es gibt allerdings auch Entscheidungen, die es nicht spontan zu fällen gilt. Hier geht es nicht um einen netten Abend mit Freunden, sondern vielleicht um deine berufliche Zukunft, deine Familienplanung oder um Entscheidungen, die du als Verantwortlicher für ein gesamtes Unternehmen treffen darfst. Auch bei diesen Entscheidungen kann dein “Bauchgefühl” ein wichtiger Impulsgeber sein. Aber reicht hier deine Wahrnehmung aus, um eine gute Auswahl der Optionen zu treffen? Schließlich haben diese Art von Entscheidungen einen deutlich größeren Verantwortungsbereich.

Entscheidungen treffen

Was sollten gute Entscheidungen bewirken?

In meinem beruflichen Alltag fällt mir immer wieder auf, dass meine Klienten sehr häufig bereits eine Vielzahl von Möglichkeiten für das Lösen ihrer aktuell größten Herausforderung vor Augen haben. Doch durch diese hohe Anzahl an Möglichkeiten fällt das Entscheiden nicht unbedingt leichter. Daher bin ich oft sehr hartnäckig, damit sie den Kern des Problems erkennen. Denn aus meiner Sicht sollte eine gute Entscheidung immer die Ursache des Problems angehen und nicht nur das bzw. ein Symptom.

Um etwas näher an die Ursache heranzukommen, kannst du gern die “Root-Cause-Analyse” testen. Dies ist eigentlich eine Fehler-Ursachen Analyse aus dem unternehmerischen Kontext, um Kosten durch Fehler zu minimieren. Aber du kannst dies auch wunderbar auf deine persönlichen Herausforderungen anwenden. Jetzt darfst du dich selbst hartnäckig befragen – mit mind. 3x Warum.

Ein Beispiel:

Frage 1: “Warum bist du im Moment mit deinem Beruf unzufrieden?”

Klient: “Ich mache jede Woche Überstunden.”

Frage 2: “Warum machst du jede Woche Überstunden?

Klient: “Weil ich meine Aufgaben nicht in meiner eigentlichen Arbeitszeit schaffe”

Frage 3: “Warum schaffst du deine Aufgaben nicht in deiner normalen Arbeitszeit?”

Klient: “Weil ich immer das Gefühl habe, dass mein/e Kollege/in mir nur die schweren Aufgaben gibt und er/sie sich ihre Lieblingsaufgaben aussucht.”

Bingo! Jetzt können wir mit einer guten Entscheidung arbeiten, da nun die Ursache der Unzufriedenheit klarer ist. Hier wäre es also ein Versuch wert, mit dem Kollegen zu sprechen und nicht gleich den Job zu wechseln. Mit Sicherheit kennst du das kleine “Warum” Fragespiel bei Kindern. Als Erwachsener geht es dir manchmal auf die Nerven, wenn die jungen Neugierigen immer wieder nachfragen. Aber sie sind auch nur auf der Suche nach dem eigentlichen “Warum”. Und “weil es so ist”, macht die Kids nicht zufrieden. Und es sollte dich auch nicht zufriedenstellen, wenn du etwas für dich als “so ist es” hinnehmen willst.

Welche anderen Möglichkeiten gibt es, gute Entscheidungen zu treffen?

  • Feedback einholen. Mit Sicherheit gibt es jemanden in deinem Umfeld, der eine ähnliche Entscheidung bereits schon fällen musste. Warum also nicht diese Person ansprechen und Erfahrungen einholen. Aber Vorsicht – dies sind oft persönliche Erfahrungen und Meinungen und auch in dieser Position an dich gerichtet. Mich haben auch so viele gefragt, was ich denn mit meinem Sportstudium anfangen wolle?  “Studiere doch lieber BWL oder mache eine Lehre.” Das ist nicht böse gemeint von unseren Feedbackern, doch wir alle tendieren zu selektiver Wahrnehmung und antworten aus unserer eigenen Informationsblase heraus.
  • Um realistische Kritik bitten. Du willst dir ein kritisches Feedback über deine Tendenz der Entscheidung abholen. Wunderbar – doch prüfe bitte für dich selbst, ob du nur eine Bestätigung oder eine ehrliche Meinung haben möchtest. Offenheit kann schmerzen. Vor allem, wenn du viel Energie in ein Projekt gesteckt hast und es dann seziert wird. Das ist nicht an dich als Person gerichtet. Deine Kritiker wollen dir helfen und haben eine andere Perspektive und dadurch die nötige Distanz auf dein Vorhaben. Nutze es.
  • Schwarzmalen. Je schwieriger eine Entscheidung, desto größer ist die Fallhöhe beim Scheitern. Die Folge kann sein, dass du Chancen nicht wahrnimmst, da du Angst vor den Konsequenzen hast. Ich selbst habe sehr gute Erfahrungen damit gemacht, wenn ich die Konsequenzen durchspiele. Was ist das Schlimmste, das passieren kann? Im Nachhinein sind meine Bedenken viel zu abstrakte Überbewertungen. Darüber nachzudenken und die Konsequenzen vorher zu kennen, schafft für mich Transparenz. Ich kenne die Fallhöhe und im Ernstfall kenne ich die Höhe, um die Größe des Trampolins aufzustellen 😉
  • Perspektivenwechsel. Eine wunderbare Möglichkeit, um gute Entscheidungen zu finden, ist die Zeit zu wechseln. Schwarzmalen aus der anderen Richtung. Hier wird gern die 3er oder 10er Regel angewandt. Was hat sich mit deiner Entscheidung nach 3 Wochen, 3 Monaten und nach 3 Jahren ergeben? Welchen Problemen und Herausforderungen warst du ausgesetzt? Wie hast du diese lösen können? Ja klar, das ist abstrakt! Aber sei gespannt, was dein System alles so drauf hat.

Entscheidungen treffenGibt es die perfekte Entscheidung?

Natürlich. Nicht. Jeder, der schon in einem bekannten schwedischen Möbelgeschäft war, kennt die lähmenden Auswirkungen von einer zu großen Entscheidungsfreiheit. Wenn es keinen klaren Plan gibt, dann landet entweder nichts im Korb oder viel Zeug (wo sind die Teelichter??), das wir nicht wirklich kaufen wollten. Dies ist ein wunderbares Sinnbild für die Entscheidungen des täglichen (Arbeits-) Lebens.

Hast du zu viel Freiheit in den Entscheidungen, fällt es dir schwerer; gibt es eine sehr eingeschränkte Anzahl von Entscheidungsmöglichkeiten, stresst uns die geringe Vielfalt. Fakt ist – es gibt keine perfekte Entscheidung. Aber hast du schon mal eine Entscheidung mit 90% gefällt oder die zweitbeste Lösung genommen? Probiere es aus! Auch hier kannst du dich überraschen lassen. Gut ist manchmal gut genug! Also verabschiede dich von deinem Perfektionismus.

Was ist der nächste ERSTE Schritt:

Üben. Du kannst alles trainieren. Warum nicht also auch das Entscheiden. Auch hier gilt: „Übung macht den Meister!“ Du kannst dich auf gute Entscheidungen vorbereiten. Ein erster wichtiger Schritt, um das Entscheiden zu trainieren ist FOKUS. Finde deinen Fokus und versuche diesen solange wie möglich zu behalten. Dabei hilft dir ACHTSAMKEIT. Sei neugierig im jetzigen Moment. Nicht für die erlebte Vergangenheit oder die erwartbare Zukunft, sondern für den aktuellen Moment. Dies sind aus meiner Sicht die beiden wichtigsten Zutaten oder Übungen, um nachhaltige und gute Entscheidungen zu treffen.