Stress in der Beziehung

Eigentlich soll dir deine Partnerschaft Halt geben, doch in letzter Zeit nervt dich dein Liebste/r nur noch… Kann man da nicht was tun gegen diesen Stress in der Beziehung?

Hand aufs Herz – wenn du gestresst bist, auf Arbeit zu viel liegen bleibt und dann daheim noch die Kinder „Samba“ tanzen, ist die Zündschnur zum Explodieren sehr kurz. Schnell reagierst du total überzogen auf alltägliche Situationen, die dich sonst überhaupt nicht aus der Ruhe bringen. Bestes Beispiel: Der Geschirrspüler ist nicht ausgeräumt und die Socken liegen immer noch da, wo sie gestern Abend gelegen haben. Dabei hat dein Partner/in bereits seit zwei Stunden Feierabend, liegt unter einer Decke eingekuschelt auf der Couch und schaut apathisch seine Lieblingsserie. Bingo!

Sofort gehen deine Emotionen mit dir durch und du teilst deinen Unmut ungefiltert mit. „Jedes Mal lässt du deine Socken liegen und ich muss dir alles hinterher räumen. Der Geschirrspüler räumt sich auch nicht von alleine aus…“ Und jetzt kann es munter so weitergehen und es werden alle gesammelten Punkte aus der Minuskiste emotional und energisch vorgestellt. Statt Kuscheln gibt’s bei euch plötzlich immer öfter Zoff wegen Nebensächlichkeiten.

Weiter unten zeige ich dir ein paar nützliche Strategien, wie du dem entgegenwirken kannst. Doch um das Problem wirklich bei der Wurzel zu packen, möchte ich dir zunächst ein paar grundlegende Dinge zum Thema Stress in der Beziehung erzählen.

Stress mit Menschen, die dir nahestehen

Stress und die damit verbundenen Veränderungen zeigen sich in allen Lebensbereichen. Wir alle leben in Beziehungen. Familie, Freunde, Arbeitskollegen und Menschen die uns nahestehen. Je enger du in diesem Miteinander bist, desto intensiver und auch persönlicher können die damit verbundenen Auswirkungen werden.

Unsere Probleme und der damit gefühlte Stress machen nicht vor der Haustür halt. Es wird sogar noch intensiver, denn unsere Belastungen des Alltags schwingen zuhause noch höher oder kochen über. Die Beziehung zu Menschen, die uns am Herzen liegen, kann in Phasen besonders belastender Zeiten noch schneller in einen Teufelskreis führen.

Auf der anderen Seite hilft es sehr, in Krisenzeiten auf intakte und unterstützende Beziehungen zurückgreifen zu können. Das reduziert die Belastung und hilft dir dabei, die Auswirkungen besser wahrzunehmen und agieren zu können.

Damit deine engen Vertrauten dir wirklich helfen und nicht zur zusätzlichen Belastung oder gar zum letzten Funken werden, müssen diese Beziehungen gepflegt werden.

Leider ist es häufig der Fall, dass wir unsere Sorgen und unseren Ärger gern an unseren Liebsten ablassen. Dabei spielen die vergessenen Socken nur den Auslöser, obwohl sie wirklich in den Wäschekorb gehören. Deine Liebsten stehen dir sehr nah und durch diese geringe Distanz kann oft der Grund sein, dass du deine äußere Welt in eure Beziehungswelt projizierst. Dabei kommt es schnell zu Missverständnissen und Pauschalisierungen.

Ungünstiger Beziehungskreislauf

Aktuell schwingt bei dir vielleicht die Unsicherheit über die Zukunft mit und die Gedanken zu deiner beruflichen Situation kreisen täglich. Das ist für jeden von uns eine Herausforderung. Du fühlst dich gestresst und unausgeglichen. Zuhause triffst du auf die „heißgeliebten“ liegengebliebenen Socken. Sofort fühlst du dich alleingelassen, hättest dich riesig über etwas Unterstützung gefreut und schnauzt sofort los. Dabei denkt dein Partner auf der Couch direkt: „Nichts kann ich richtig machen.“

Schon ist der Samen einer Grundsatzdiskussion gesät und die Beziehungsprobleme stehen in den Startlöchern. Du bist traurig und fühlst dich einsam. Mit dieser Energie gehst du dann die kommenden Tage deinem Beruf nach und schaffst nicht deine gesetzten Ziele. Die Probleme im Job werden täglich größer. Und die Probleme zwischen deinem Liebsten und dir selbst?

 

Der Beziehungs-Stress-Teufelskreis. Angepasst aus Kein Stress! von Johnstone / Player (2019, Verlag Antje Kunstmann GmbH, S. 146)

 

Wir möchten bewusst unser Leben mit den Menschen teilen, die uns wirklich am Herzen liegen. Gerade in stressigen oder schwierigen Phasen möchtest du dich verstanden, gut aufgehoben und beschützt fühlen. Belehrungen, Kritik oder ständige Streitgespräche ziehen nur noch mehr Energie. Dann ist es keine Überraschung, dass du bewusst oder unbewusst zu ungünstigen Bewältigungsstrategien zurückgreifst.

Ungünstige Strategieansätze

  • Du trinkst regelmäßig Alkohol am Abend, um dich zu „betäuben“ oder dir (vermeintlich) etwas Gutes zu tun
  • Du tauchst sehr häufig in deinem Smartphone ab oder lenkst dich mit dem nächsten Serien-Marathon ab
  • Intensiven Gesprächen gehst du lieber aus dem Weg, um Konflikte zu meiden
  • „Sollen“ oder „müssen“ sind ein treuer Begleiter in deiner Kommunikation.
  • Du stellst viele Dinge gern infrage und bist Weltmeister im Katastrophaleren?

Strategien gegen Stress in der Beziehung

Wie kannst du mit deinem Liebsten reden, ohne dass eine „gefährliche“ Situation entsteht?

  1. Sprich nicht einfach drauf los, sondern gib deinen Gedanken etwas Raum, sich wertschätzend zu entfalten.
  2. Sei ehrlich zu dir und zu deinem Partner. Sage klar, wie es dir gerade geht.
  3. Gib deinem Partner auch die Möglichkeit, sich ehrlich zu äußern, ohne zu unterbrechen!
  4. „ICH-Zeit“ 😊 Mach einen Spaziergang alleine; lasse dir ein Vollbad ein oder gib deinem Liebsten diesen Raum (hier findest du ein paar Entspannungstechniken)
  5. „Es tut mir leid, ich bin wohl gerade etwas dünnhäutig und ich wollte dich nicht so anschnauzen.“ – Lass die Socken Socken sein und spring über deinen Schatten. Mit einer ehrlichen Entschuldigung kannst du die Situation schnell wieder entschärfen.

Für mich sind wir alle Beziehungswesen und treten jeden Tag mit anderen Menschen in Beziehung. Dabei lässt sich leicht erkennen, dass bestimmte Verhaltensweisen unterschiedlich interpretiert werden können und ein wunderbarer Nährboden für weitere (unnötige) Konflikte sein könnten. Versuche einmal bewusst diesen ungünstigen Beziehungskreislauf zu durchbrechen und absichtlich genau gegen deine innere Aggression zu handeln.

Beobachte eure neue Kommunikation und schau wie es sich auf den Stress in eurer Beziehung auswirkt.